Kampagne Leukämie
Weißes Blut: Ein Begriff, der seit vielen Jahrzehnten bei allen Menschen eine sehr starke und bedrohliche Assoziation mit einer der schwersten Erkrankungen, die es auf dieser Welt gibt, erzeugt. Weißes Blut steht für Leukämie. Wenn im Bekannten- oder Freundeskreis dieses Wort fällt, ist für alle Beteiligten klar: Das ist eine Erkrankung, von der man hoffentlich verschont bleiben wird.
Tatsächlich handelt es sich bei Leukämien um sehr seltene Krankheiten, trotzdem erkranken jährlich in Deutschland mehrere tausend Patienten an dieser schweren Störung der Blutbildung, die in verschiedenen Ausprägungen mit einem unkontrollierten Wachstum von weißen Blutkörperchen (Leukozyten) einhergeht. Diese weißen Blutkörperchen können bis zu 100-fach vermehrt im Vergleich zum Normalbefund auftreten und überschwemmen somit das Blut und damit aber auch den gesamten menschlichen Körper. In vielen Fällen würde diese Erkrankung, wenn sie nicht sofort und notfallmäßig behandelt wird, in wenigen Wochen oder Monaten zum Tode des Patienten führen.
Allerdings – und das ist eine wunderbare und positive Entwicklung der letzten 50 Jahre – bedeutet heute die Diagnose Leukämie bei weitem nicht mehr, dass man gegen diese Erkrankung nichts in der Hand hat. Im Gegenteil: Durch kontinuierliche, wissenschaftliche Analysen und insbesondere durch die regelmäßige Durchführung von sogenannten klinischen Studien (hier können wir in Deutschland mit Stolz davon sprechen, dass wir seit den 70er Jahren eine international anerkannte Struktur von Studiengruppen, die sich mit der Verbesserung der Therapie von akuten und chronischen Leukämien beschäftigen, etabliert haben) konnten die Behandlungsergebnisse bei Leukämien schrittweise verbessert werden.
Zum einen ist das auf die kluge Entwicklung und den gezielten Einsatz von chemotherapeutischen Medikamenten zurückzuführen. Zum anderen konnte jedoch auf dem Gebiet der Behandlung von Patienten mit Leukämien richtungsweisend und federführend für viele andere Krankheitsgruppen ein Therapieprinzip (sogenannte personalisierte Medizin) entwickelt werden, von dem diese Patienten bereits seit mehr als 20 Jahren profitieren und in bis zu 50 % der Fälle auch dauerhaft geheilt werden können.
Ein wesentlicher Teil der Therapiestrategie bei akuten Leukämien ist die Durchführung einer allogenen Stammzelltransplantation. Bei dieser Therapieart werden die kranken und nicht normal wachsenden weißen Blutzellen des Leukämiepatienten durch eine intensive kombinierte Strahlen- und Chemotherapie komplett vernichtet. Man kann auch sagen: Nach dieser Behandlung hat der Patient kein eigenes Blut- und Immunsystem mehr. Das ist auch der Grund, warum diese Patienten für die Dauer der Behandlung in hochspezialisierten und mit viel technischem Aufwand vorbereiteten besonderen Stationen an Universitätskliniken betreut werden müssen. Da die eigene Blutbildung durch die genannte Therapie komplett zerstört ist, kann der Patient nur weiterleben, wenn er von einem gesunden Spender frische und gesunde Stammzellen erhält. Dieses Prinzip der Stammzelltransplantation wurde erstmalig 1957 in den Vereinigten Staaten von Amerika umgesetzt und es gelang so, Patienten mit akuter myeloischer Leukämie dauerhaft zu heilen. Am Anfang war dieses Verfahren noch sehr nebenwirkungsreich und viele Patienten konnten diese Therapie nicht erfolgreich hinter sich bringen. Inzwischen ist die allogene Stammzelltransplantation sehr gut weiterentwickelt und standardisiert worden und gehört heute zur Therapie der Wahl bei Patienten mit verschiedenen Leukämieformen.
Während es Anfang der 90er Jahre sehr schwierig war, für einzelne Patienten geeignete Stammzellspender zu finden, hat sich die Suche nach passenden Stammzellspendern heute – im Zeitalter der Digitalisierung – deutlich verbessert und ist viel effektiver geworden. Die Tatsache, dass man im Jahre 2022 in der Regel für mehr als 80 % der betroffenen Patienten einen passenden Stammzellspender findet, ist auch darauf zurückzuführen, dass es seit vielen Jahren konsequente Bemühungen gibt, gesunde Personen in entsprechenden Stammzellspenderdateien zu registrieren. Die Registrierung erfolgt einfach durch eine Typisierung der genetischen Blutmerkmale, dabei ist es nicht einmal erforderlich, Blut abzunehmen, sondern diese Analyse kann an einem einfachen Wangenabstrich durchgeführt werden. In Deutschland sind in verschiedenen Stammzellspenderdateien inzwischen mehr als 8 Millionen Personen registriert und im Rahmen von regelmäßigen Aktionen werden es täglich mehr. Damit ist eine exzellente Grundlage geschaffen, um auch zukünftig vielen oder vielleicht einmal allen Patienten mit einer Leukämieerkrankung die heilende Therapie mit einer Stammzelltransplantation anbieten zu können.
Über folgenden Link sind unter „Germany“ verschiedene Stammzellspenderdateien in Deutschland zur Auswahl aufgeführt, bei denen eine Registrierung möglich ist:
Herzlichen Dank!